Funktionelle Beschwerden

…oder warum „niemand“ findet was ich habe. 

…oder warum „man“ auf Bildern (MRT, CT o.ä) nichts sieht.

Mancher kennt es, plötzlich oder schleichend auftretende Schmerzen ohne erkennbaren Grund. Kein Trauma, keine Verletzung im eigentlichen Sinn und doch so schmerzhaft das man seinen Sport nicht weiter ausüben kann. 

Der weitere „übliche“ Verlauf solcher Probleme ist bekannt… „Ich mach mal ein bis zwei Wochen Pause dann wird es schon wieder gehen“ – Pause vorbei, geht immer noch nicht.

Der Besuch beim Hausarzt ist dann meist auch nicht von Erfolg gekrönt, es wird ausgeschlossen was es nicht ist – was auch gut so ist, denn ernsthafte (strukturelle) Verletzungen könnten hinter den Schmerzen stecken. Es gibt noch eine Salbe und dann wird das schon besser werden…manchmal.

In diesen ersten Zeilen habe ich euch schonmal die zwei, für uns wichtigen Funktionsstörungen genannt: „strukturelle Probleme“ und „funktionelle Probleme“.

Strukturell ist einfach (meistens):

Es gibt ein Trauma im Sinne eines z.B. Umknicktraumas beim Joggen oder einer Blutgrätsche im Fußball. Eine, in dieser Aktion über ihre Grenzen kommende Struktur (Knochen, Sehnen, Bänder, Muskeln, Nerven…) wird beschädigt. Der Knochen bricht, Sehnen/ Bänder etc. reißen. 

Vermeintlich eine klare Sache in Diagnostik und Therapie.

Funktionelle Probleme:

Jetzt wird es spannend, denn mit bildgebenden Verfahren sind diese Schmerzauslöser meist nicht zu diagnostizieren. Und auch viele Ärzte, die sich mit einer riesigen Anzahl vieler Krankheiten, Beschwerden etc. auskennen, sich zum Teil in kleinen Gebieten hochspezialisiert haben, müssen bei funktionellen Problemen erstmal passen.

Was und wie???

Funktionelle Beschwerden kommen nicht über Nacht. Es sind immer (kleine) Fehlbelastungen die der Körper manchmal sehr lange kompensiert. Irgendwann läuft das Fass über, was uns der Körper als Schmerz meldet.

Nehmen wir als Beispiel eine Fußfehlstellung: Der Fuß knickt ab, die Beinachse verändert sich und eine Seite des Beines bekommt mehr Belastung. Übrigens, um es noch komplizierter zu machen – diese Fehlstellung kann statisch (also beim Stehen) oder lediglich in der Funktion (also beim Gehen, Rennen etc.) zu sehen sein. 

Der Körper reagiert damit, die entsprechenden Muskeln stärker anspannen zu lassen um so die Beinachse bestmöglich halten zu können. Aufgrund dieser permanent erhöhten Muskelspannung und der evtl. nicht ganz optimalen Beinachse, bekommen weitere Gelenke ungünstige Belastungen ab. Auch darauf kann der Körper reagieren: Er erhöht Muskelspannungen an anderer Stelle und/ oder nimmt die Belastung erst einmal so an. Vom Fuß aus kann sich so – über Muskeln, Faszien und Gelenke – eine Fehlbelastung bis hin zur Halswirbelsäule und zum Kiefer auswirken. 

Fuß steht schief —> Knie rotiert —> Hüfte rotiert —> Becken kippt einseitig ab —> Wirbelsäule wird schief + die Muskelspannungen verändern sich

Irgendwann wird diese Belastung an einer der genannten Stellen zu groß, es kommt zu Schmerz durch die andauernde Reizung (bspw.: Reizung freier Nervenenden durch zu lange Übersäuerung überlasteter Muskulatur; Muskeln sind nicht mehr belastbar, weil sie bei jedem Schritt mehr arbeiten müssen, als es physiologisch ist).

Letztendlich kann daraus auch eine strukturelle Verletzung resultieren. (z.B. immer wiederkehrende Muskelverletzungen ohne erinnerliche Ereignisse).

An welcher Stelle und wann sich eine derartige Reizung zeigt ist völlig individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Meist lässt sich auch nicht zurückverfolgen, wie lange diese funktionelle Problematik bestand bis es zum Schmerz kam. 

Solche Ursache-Folgeketten können mitunter sehr komplex sein und sind manchmal selbst für Profis nicht leicht zu erkennen. Noch komplizierter wird es wenn nicht nur eine Ursache sondern mehrere gegeben sind, oder nicht komplett ausgeheilte frühere Verletzungen eine Rolle spielen.

Vorbeugung ist also immer besser und einfacher als im Nachhinein eine „gut eingespielte“ Fehlbelastung wieder abzutrainieren. 

Nehmt euch Zeit für Präventions- und Ausgleichstraining…

…am besten unter Anleitung von Profis. ;)